Ein Tag mit den EiFelkindern

Bin ein Bißchen spät dran, als ich an diesem Samstag zum Ring aufbreche und ein wenig Schwermut macht sich in meiner Seele bemerkbar. Der Winter war lang, zu lang und an diesem Tag fühlt es sich ein Bißchen an, als würde er immer noch andauern. Ob der Ring derselbe sein wird, wie ich ihn in Erinnerung habe? Was erwartet mich? Ob es sich überhaupt lohnt, zum Ring zu fahren? Die VLN kenne ich gut, mit der RCN habe ich bisher keinerlei Erfahrung gemacht. Ich weiß nur, es wird anders sein. Fühlt sich fast an wie ein Aufbruch ins Ungewisse.

Fotorucksack im Auto verstauen, losfahren, volltanken. Fühle mich irgendwie bleiern schwer und träge. Zu kalt fürs Aufmachen. Die Fahrt macht nicht wirklich Spaß und die unzähligen Tempolimits auf der A1 mit dem fast obligatorischem Stau vor der Leverkusener Brücke sind einer guten Laune nicht unbedingt förderlich. Es wird erst leichter, als es nach dem Kreuz Bliesheim stetig bergauf und in die Eifel geht. Der Boxster frißt die Kilometer in gewohnter Manier. Runter von der Autobahn und ab auf die B258.

Bis auf das kostenlose Parken (von der VLN bin ich anderes gewöhnt), ist am Ring alles wie beim letzten mal, als ich hier war. Es war erst letztes September, kommt mir aber vor wie in einem anderen Leben vor. Eine Sache ist mir aus dem alten Leben jedoch geblieben. Vor Jahren hatte ich eine schöne Begegnung mit Uwe, dem Teamchef von EiFelkind Racing und wurde von ihm eingeladen, ihn bei einem weiteren Rennen zu besuchen. Damals hat es nicht geklappt, jetzt bin ich wieder mit ihm verabredet.

Mit Spannung und ohne besondere Probleme (und dank des Fotos, was mir Uwe geschickt hat) finde ich die Stelle, wo das Team sein Wohnmobil geparkt und das Zelt aufgeschlagen hat. Uwe hat zu tun, trotzdem nimmt er sich die Zeit, mich zu begrüßen und mir einen Cappuccino anzubieten. Stolz erklärt er, einer der Sponsoren hätte dem Team einen Kaffeevollautomaten spendiert.

Ich nehme das Cappuccino an. Es schmeckt und wärmt meine Seele. Es fühlt sich gut an, irgendwo willkommen zu sein und angenommen zu werden.

Ich nehme die Kamera in die Hand und schieße auf die Schnelle ein Paar Bilder von Uwe und dem Geschehen im Teamzelt. Keiner scheint sich daran zu stören. Fotografisch betrete ich damit Neuland. Eigentlich fotografiere ich selten Menschen und habe kaum Erfahrung damit, noch dazu habe ich mit dem Ultraweitwinkel nicht das ideale Objektiv dafür drauf. Bin mir fast sicher, später werden all diese Aufnahmen im Papierkorb landen.

Alle scheinen beschäftigt zu sein und man merkt, welch ein eingeschworener Haufen sich da zusammengetan hat. Man kennt sich, man kennt die Abläufe, alles scheint seinem gewohnten Weg zu gehen. Einen Weg, den ich (noch?) nicht kenne. Und ich mittendrin. Ich komme mir ein Bißchen vor wie ein Paparazzo.

Ich frage Uwe, wo ich den Wagen von EiFelkind Racing finde und schlendere durchs Fahrerlager. Hier gibt es mehr Motive für den Weitwinkel und es kommt so etwas wie Routine auf. Bei dem Wagen von EiFelking wechsle ich auf mein Immerdrauf und drehe noch eine Runde durchs Fahrerlager, um mit einer etwas zivileren Brennweite ein Paar meiner Lieblingsmotive festzuhalten. Danach geht es wieder zum Teamzelt.

Mit meinem treuen Tamron 17-50/2,8 klappt es auch mit dem Geschehen im Teamzelt besser. Ich erinnere mich an ein Zitat von Robert Capa – „Wenn Deine Bilder nicht gut genug sind, bist Du nicht nah genug dran.„. Nun gut, das ist kein Krieg und ich bin weder Capa noch James Nachtwey, dafür stecke ich mitten im Teamleben und nutze die Gelegenheit voll aus. Die Speicherkarte füllt sich mit Bildern. Es fühlt sich gut an. Es fühlt sich ein Bißchen an, als hätte ich schon immer dazugehört.

Der Start rückt näher, so verabschiede ich mich von Uwe, verspreche, ein Paar Fahraufnahmen vom Auto zu machen, und fahre Richtung Brünnchen und freue mich wieder auf das kostenlose Parken. Danach geht es zur Hedwigshöhe. Eine meiner Lieblingsstellen. Kein anderer Fotograf an den Fotoschächten. Nur ich und die Kamera. Wieder merkt man den Unterschied zur VLN. Kommt mir gerade gelegen.

Das Rennen geht los, so mache ich mich auf die Arbeit. (Mal wieder) bin ich arg aus der Übung und bin mir sicher, Haufenweise Ausschuß zu produzieren, trotzdem gebe ich mich nicht so leicht geschlagen. Ich ziehe immer wieder mit, drücke auf den Auslöser und lasse die Kamera im Serienfeuer den Rest erledigen. Vertraute Routine. Das gute Gefühl, was im Teamzelt anfing, breitet sich immer mehr aus.

Von der Hedwigshöhe geht es zurück zum Wippermann und Eschbach. Wieder beziehe ich an leeren Fotschächten Stellung und banne das Renngeschehen auf dem Chip. Dieses Gefühl, alleine mit der Kamera zu sein, die Herausforderung, die ich mir mit einer doch mutigen Verschlusszeit auferlegt habe, es wird mir klar, wie sehr ich das vermisst habe. Es kommt langsam Freude auf.

Die Freude hält ungebrochen an, als ich, schon etwas müde vom Fotografieren, wieder zum Fahrerlager aufbreche. Der Winter ist einem sonnigen Frühlingstag gewichen, so kann ich den Boxster aufmachen und den Fahrtwind genießen. Schade nur, daß die Fahrt zu kurz ausfällt.

Auf dem Weg zur Tribüne treffe ich mehr aus Zufall wieder auf Uwe, der mich in die Boxengasse mitnimmt.  Er hat Ideen für ein bestimmtes Foto beim Boxenstopp. Die Idee gefällt mir. Ich sage zu, das Foto zu machen. Bis zu den Boxenstopps ist noch Zeit, so schlendere ich durch die Boxengasse und schieße hier und da ein wenig ziellos das eine oder andere Foto, damit die Zeit vergeht.

Endlich kommen die ersten Wagen an die Box und damit auch etwas mehr Dynamik ins Geschehen. Mich und die Kamera freut es, es gibt Motive in Hülle und Fülle, trotzdem halte ich immer ein Auge auf die Zufahrt, um den Moment nicht zu verpassen, wenn der Wagen von EiFelkind reinkommt.

Er kommt endlich. Zeit für Fotos. Ich sauge mich daran fest und quetsche jedes erdenkliche Motiv heraus. Uwe beim Scheibenputzen. Das Motiv, das Uwe wollte. Den Fahrer, den ich nicht kenne und der mir trotzdem so vertraut ist, daß ich ein richtig gutes Foto von ihm erwische. Das Team, wie sie den Wagen zur Zapfsäule schieben. Den Tankvorgang selbst. Ich fühle mich richtig wohl bei dieser fotografischen Orgie und weiß schon jetzt, es sind gute Bilder dabei.

Es ist fast schon schade, als der Wagen wieder auf die Strecke geht. Ich wechsle wieder auf den Weitwinkel und mache mich auf der Suche nach weiteren Motiven. Der angeschlagene BMW von Sorg Rennsport samt Mechaniker beschert mir ein ausgezeichnetes Motiv.

Das Rennen geht zu Ende, so machen sich die Jungs von EiFelkind Racing ans abbauen. Ich halte das ganze in ein Paar Fotos fest, bevor es mit Uwe wieder richtung Fahrerlager geht. Im Teamzelt gibt es Hotdogs und ich bin eingeladen. Ich nehme die Einladung dankend an.

Nach der kurzen Esspause spiele ich wieder Paparazzo. Selbst, wenn ich den Jungs, die mit Hotgods Essen, Abbauen und Verladen beschäftigt sind, auf dem Sack gehe, so zeigen sie es wenigstens nicht. Ich erwische einige Bilder, von denen ich mir wieder sicher bin, daß sie gut geworden sind. Von mir aus könnte es ewig so dauern.

Langsam kommt die Zeit zum Aufbrechen. Uwe gibt mir seine Visitenkarte und bittet darum, die Bilder per Mail zu bekommen. Ich sage zu, verabschiede mich und fahre mit ein wenig Wehmut nach Hause.

Zuhause angekommen, geht es an die Bilder. Anschauen, aussieben, entwickeln. Die bleierne Schwere, die ich noch am Morgen verspürt habe, ist, trotz des langen Tages, verflogen. Es klappt alles so leicht, daß ich fast schon viel zu schnell fertig bin. Das auch, trotz der ungeheuren Menge an Ausschuß, die ich bei den Mitziehern produziert habe. Naja, die Saison ist noch jung, das wird schon, denke ich mir. Von über 800 Fotos bleiben gerade mal 122 übrig.

Ich maile Uwe die Fotos vom Team und lade einige bei Facebook hoch.

Die Reaktionen überwältigen mich. Fast jeder will die Bilder haben. Das Team. Die Sponsoren. Für meine Verhältnisse werden die Bilder geteilt und geliked, was das Zeug hält. Ich freue mich und lasse den Tag ausklingen. Es hat sich gelohnt, zum Ring zu fahren. Ich bin froh darüber.

Am meisten aber bin ich froh über das Wiedersehen mit Uwe und über die Möglichkeit, das EiFelkind-Team kennenzulernen.

P.S. EiFelkind Racing, Ihr seid die Besten!

P.P. S.Die Bilder gibt es hier.

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