An diesem morgen bin ich noch vor dem Wecker wach und fühle mich wie unter Strom. Es ist ein erhebendes Gefühl und ich genieße es in vollen Zügen. Nach dem langen Winter geht es endlich wieder zum Ring und damit auch zu einem Wiedersehen mit EiFelkind Racing. Ich platze fast vor Erwartung, so gleicht mein Aufbruch einer schlecht getarnten Flucht. Fotorucksack habe ich schon am Vorabend gepackt, so bleibt es nur, einen Kaffee zu trinken und mich auf dem Weg zu machen.

Das Wetter unterwegs ist fast frühlingshaft und die Autobahn leer. Ich höre „New Jersey“ von Bon Jovi und die Musik tut ihr Übriges, um meine Laune nochmal zu heben, während die Kilometer, die mich von der Eifel trennen, an mir vorbeirauschen. Es steht nicht nur das erste Rennen der Saison an, sondern auch das Wiedersehen mit Freunden. Der Winter war schon lang genug.

Ich lege meinen fast schon obligatorischen Stopp am Rasthof Ville ein, hole mir Kaffee und einen kleinen Frühstück und schreibe Uwe an mit der Frage, in welcher Box sie untergekommen sind. Als Antwort bekomme ich nicht nur die Nummer der Box, sondern gleich noch ein Ticket obendrauf. Mehr, als ich mir erhofft habe, aber so kenne ich nicht nur Uwe, sondern auch das gesamte Team. Frühlingsgefühle und ein Kribbeln im Bauch machen sich breit. Ich zähle schon die Minuten, bis ich endlich am Ring bin.

Den Ring erreiche ich bei strahlendem Sonnenschein und richtig frühlingshaftem Wetter. Zum Teufel mit der Wettervorhersage, nach der es Regen geben sollte. Ich lasse es auf mich einwirken, schlendere durch den Ringboulevard und dann zu den Boxen. Bin ein wenig zu früh dran für die Pitwalk, aber es kann mir nicht schnell genug gehen.

So, wie es der Zufall will, treffe ich vor Box 13 direkt auf Uwe und werde sofort zum Frühstück im Teamzelt eingeladen. Ich erkundige mich kurz, wie die Autos von EiFelkind im Qualifying liegen und hole mir noch einen Frühstück-Nachschlag. Dennis kommt ins Zelt rein und grüßt mich mit Namen. Ich grüße zurück. Es ist so, als hätte es dein Winter nie gegeben. Es wird mir warm ums Herz. Ich mache meine Kamera bereit.

Das erste Foto des Tages erwische ich, als Uwe mit versteinerter Miene aus der Box kommt. Schlechte Nachrichten, das eine Auto ist, auf P3 im Qualifying liegend, abgeflogen. Das tut weh. Zum Glück ist dem Fahrer nichts passiert, das ist das Wichtigste. Ärgerlich ist es trotzdem, aber Blech kann man reparieren.

Die Boxen sind mittlerweile für die Pitwalk offen, so mische ich mich unters Volk und mache Fotos. Schlendere ziellos durch die Boxen. Es zieht mich immer wieder zurück zu den EiFelkindern. Anders als mit Fotos kann ich mich nicht bedanken, so drücke ich immer wieder auf den Auslöser und versuche, das Teamleben einzufangen. Es fühlt sich richtig so. Die Motive kenne ich, und trotzdem ist es keine Routinesache. Es geht nicht nur um Fotos machen, sondern um Freundschaft.

Ich unterhalte mich kurz mit Kevin, dem Unglücksfahrer. Bin erleichtert, daß ihm nichts passiert ist. Wie Uwe sagt, ist er deren zuverlässigster Fahrer und trotz des Unfalls wirkt er genauso. Mache ein Foto von Dominik, der auf dem verunfallten Wagen gemeldet war. Dominik lacht und meint, auf dem Foto wäre er mit einem lachenden und einem weinenden Auge zu sehen. Passt. Langsam wird es Zeit, das Auto in die Startaufstellung zu fahren. Ich folge mit der Kamera. Viel, viel zu schnell kommt der „Zuschauer raus“-Ruf. Gleich geht es los.

Ich wechsle das Objektiv und fahre zum Brünnchen. Das Wetter ist immer noch frühlingshaft, vom Regen keine Spur. Es ist fast 18 Grad, T-Shirt-Wetter. Die Jacke lasse ich im Auto und bin damit wohl der einzige Verrückte, der am Brünnchen in kurzen Ärmeln herumläuft. Es ist mir egal, selbst wenn es regnen sollte, kann ich nicht mehr als nass werden. Keine große Sache. Ich wandere zu meinen gewöhnten Fotostellen.

Bin, wie immer zum Anfang der Saison, arg aus der Übung, was Mitzieher betrifft und so produziere ich haufenweise Ausschuß. Zu anderen Zeiten hätte ich mich darüber geärgert, doch heute kann mir selbst das nichts anhaben. Eschbach, Wippermann, Hedwigshöhe, Hohe Acht, an jeder stelle mache ich meine Fotos und warte geduldig, bis der „Papagei“ von EiFelkind Racing auftaucht. Mein persönliches Highlight. Dieses Auto fotografiere ich lieber als den Grello, lieber als der neue Ferrari von Frikadelli Racing, lieber als alle Exoten und alle GT3. Umso mehr freut es mich, daß ich an jeder Location ein gutes Foto von ihm erwische.

Nachdem ich vom Brünnchen bis zur Hohen Acht gewandert bin, mache ich mich mit gehörig Fotos auf dem Chip auf dem Weg zurück. Der Himmel hat sich zugezogen und es nieselt leicht. Keine große Sache. Auf dem Weg nach Hocheichen überlege ich, eine Pizza bei Pinocchio zu essen. Ich lasse es. Es wird auch die Zeit dafür kommen, die Saison ist noch lang. Es geht weiter. Ich schreibe Uwe an und erfahre, daß der „Papagei“ auf P3 in der Klasse liegt. Es freut mich. Der ganzen Truppe wäre das nach dem Frust über den Abflug des Cup-BMW nur zu wünschen.

Viel zu schnell ist das Rennen vorbei. Ich schreibe nochmal Uwe an und frage ihn, ob was mehr als P3 möglich gewesen ist und fahre nach Hause. Nach einem Tankstopp in Barweiler geht es über die ruhigen eifeler Landstraßen. Ein Hauch von Wehmut macht sich breit, bei dem schönen Wetter hätte ich mit dem Boxster unbedingt das Verdeck aufgemacht. Naja, man kann nicht alles haben.

Die Autobahnen sind merklich voller als am Morgen. Ich hoffe, daß Uwe und die Truppe weniger Stau haben als ich, sie haben auch eine viel längere Heimfahrt als ich vor sich. Bei einem kurzen Stop schaue ich auf meine Nachrichten. „P2“, schreibt Uwe. Alle Achtung. Ich gratuliere. Es freut mich.

Auf der restlichen Heimfahrt genieße ich gute Musik und einen blauen Himmel. Ich wünsche mir, davon Fotos machen zu können. Unendlich viele. Es geht mir prima. Selbst die Drängler auf der Autobahn und der übliche Stau vor der leverkusener Brücke können mir nichts anhaben. Ich genieße alles in vollen Zügen.

Kann es ein schöneres Frühlingserwachen geben?

P.S. eine Auswahl an Bildern von diesem schönen Tag findet sich hier.

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