Der Tag verspricht heiß zu werden, als ich auf der diesmal kurzen Fahrt zum Nürburgring aufbreche. Es ist wieder NLS-Zeit, das 6h-Rennen steht auf dem Programm. Es ist das letzte Rennen vor der Sommerpause und der Sommer macht seinem Namen alle Ehre, selbst in der Frühe, als ich an der Box von EiFelkind Racing ankomme. Wie immer, werde ich freundlich begrüßt und es gibt Kaffee im Teamzelt. Ich freue mich auf das Wiedersehen und auf die neuen Gesichter.

EiFelkind Racing ist an diesem Tag fahrerisch bunt international besetzt. Auf dem V4-BMW fahren ein Schweizer, eine Brasilianerin, ein Brite und ein Deutscher. Mit „nur“ einem Österreicher und zwei Deutschen ist der Cup-BMW geradezu langweilig, aber immer noch international. Ich wundere mich, wie und wo die Wendlands so eine Mischung aufgetrieben haben. „Ich wollte schon immer eine Brasilianerin haben“, scherzt Uwe. Sei es ihm gegönnt, hoffentlich hat sie auch den nötigen Speed drauf. Fotogen ist sie auf alle Fälle, und das nutze ich mit der Kamera schamlos aus. Überhaupt, die neuen Gesichter machen aus dem Ganzen eine neue Erfahrung.

Überhaupt, auch wenn es immer die gleichen Fotos sind, ich werde nie müde, sie aufs Neue zu machen. Neues Rennen, neues Glück. Es wäre dem Team zu wünschen, daß der Cup-BMW diesmal besser abschneidet als beim letzten Rennen, als er nur nach wenigen Runden verunfallt ist. Es wäre auch dem Team zu wünschen, daß die Autos heile durch die Hitzeschlacht kommen, es könnte buchstäblich heiß fürs Material werden.

Während ich, wie gewohnt, meine Fotos mache, erwische ich Christian beim Herumalbern und freue mich über den Schnappschuß. Langsam füllt sich die Speicherkarte. während der Tag seinen Lauf nimmt. Es wird immer wärmer. Bobi, einer der Mechaniker, sagt etwas über die erwartete Hitze. „Hitze ist es erst ab 35 Grad, alles darunter ist angenehm warm“, antworte ich. Wir lachen. Über das unberechenbare Eifelwetter ist viel gesagt worden, aber an diesem Tag scheint es keine Überraschungen zu geben. Außer man wäre von einem beständig heißen Wetter überrascht.

Es wird langsam Pitwalk-Zeit. Die Fahrer des V4-BMWs posieren für mich vor dem Auto. Fast schon ein Standard-Motiv. Mit neuen Gesichtern. Das Foto wird gut, das weiß ich schon in dem Moment, in dem ich auf dem Auslöser drücke.

Die Zeit schreitet voran und es wird immer heißer, während die Autos zur Startaufstellung aufbrechen. Die Luft fühlt sich schon beim Einatmen warm an. Meine Gedanken schweifen ab zu den Fahrern, die den ersten Stint fahren und schon in voller Montour neben den Autos stehen. Wie es denen wohl jetzt geht? Auf dem V4 fährt Flavia Fernandes, die Brasilianerin, als erste. Hoffentlich ist sie Hitze gewohnt.

Wie immer, kommt das „10 Minuten“-Schild. Früher kam mir die Zeit in der Startaufstellung viel zu kurz vor. Heutzutage nicht. Ich kenne meine Motive, als Ring-Paparazzo bin ich kein Neuling mehr. Während ich zurück zu den Boxen laufe, erblicke ich einen bekannten Namen auf einem der anderen Autos. Simone Sama ist einer der Fahrer. Ich kenne ich nicht, weiß nur, daß er mir auf Instagram folgt. Ich fühle mich geehrt und merke mir das Auto vor in der Hoffnung, ein gutes Bild von diesem Auto auf der Strecke zu erwischen. Noch ein Auto, nach dem ich Ausschau halten werde neben den beiden Papageien von EiFelkind.

Das Rennen geht los und ich beziehe Stellung auf der Bilstein-Tribüne. Fotografisch geht jetzt der einfachere und zugleich schwierigere Teil los. Einfacher, weil man sich wenig Gedanken über Bildaufbau und Komposition machen muss, schwieriger, weil gute Mitzieher eben viel Übung, eine ruhige Hand und eine gehörige Portion Glück erfordern.

Ein Bild nach dem anderen landet auf der Speicherkarte. Ich freue mich über jedes davon, während ich warte, daß die Papageien mir vor die Linse kommen. Und sie kommen, erst der Cup-BMW, dann der V4. Ich erwische von beiden gute Bilder und wünsche den Fahrern, daß sie durchkommen.

Wenig später höre ich die Stimme des Streckensprechers „Die Startnummer 691 in lansamer Fahrt“ verkünden. Mist, das ist der Cup-BMW. Den Pechvogel des letzten Rennens scheint es wieder erwischt zu haben. Ich fühle mich ein wenig traurig. Ich schreibe Uwe an per Messenger und bekomme wenig später die Antwort „M240i Unfall“. Ich hoffe, der Fahrer ist OK. Daß sowas immer dem nettesten Team der Welt passieren muss, ist einfach unfair. That’s racing.

Dadurch, daß das Rennen heute über sechs Stunden geht, habe ich mehr Zeit für Fotos. Ich weiß nicht, ob es an der Hitze liegt,aber die Fotoschächte an meinen Lieblingsstellen sind angenehm leer. Kommt mir gerade gelegen. Das Wetter macht mir nichts aus, so genieße ich das meditative Alleinsein mit der Kamera. Eschbach, Wippermann, Hedwigshöhe, Hocheichen, Hatzenbach. Heute ist volles Programm angesagt. Nur den Aufstieg zum Adenauer Forst spare ich mir lieber. Man sollte es nicht übertreiben bei den Temperaturen.

Die Zeit an der Nordschleife vergeht wie im Flug. Langsam ist es später Nachmittag geworden, so fahre ich zurück zur Grand-Prix-Strecke und zu den EiFelkindern. Das verbliebene Auto liegt gut im Rennen, so ist die Stimmung trotz des Ausfalls des Cup-BMWs gut und beschert mir wieder gute Motive. Ich bin in meinem Element.

Der letzte Stint ist angebrochen. Bradley Philpot, der Brite, sitzt im Auto. Eigentlich beruhigend, als ehemaliger VLN-Klassensieger dürfte er nichts anbrennen lassen. Plötzlich wird es etwas unruhig in der Box. Ich frage Bobi, einen der Mechaniker, was los ist. Überhitzungsprobleme. Zum Glück muss das Team Boxen-Stehzeit abbummeln, so bleibt genug Zeit für einen kurzen Check. Ein größeres Problem jetzt wäre echt ärgerlich.

Letzter Boxenstopp. Das Auto liegt auf Position zwei in der Klasse. Zum Glück scheint es tatsächlich nur die Hitze zu sein. Ich glaube, daß nicht nur ich erleichtert aufatmen kann. Die Temperaturen verzeihen eben keinem, genau wie die Nordschleife.

Zieleinlauf. P2 erfolgreich verteidigt. Uwe schnappt sich zwei Flaschen Pülleken und schwingt sich auf sein Klapprad in Richtung Parc fermé. Die Begrüßung des Zielfahrers nach dem Rennen will ich mir als Motiv nicht entgehen lassen und laufe hinterher. Leider muss ich nach kurzer Zeit feststellen, daß das Laufen mit 10 Kilo Fotorucksack auf dem Rücken bei dem Wetter nicht so mein Ding ist.

Trotzdem komme ich rechtzeitig an, als Uwe den Bradley begrüßt und ihm das Pülleken in die Hand drückt. Den Moment nutzt Tatjana aus, um Bradley eine Sprudeldusche zu verpassen. Wäre ich nicht so sehr beschäftigt, den Moment mit der Kamera festzuhalten, hätte ich laut gelacht. Uwe ist bester Laune – es ist nicht nur eine Podiumsplatzierung geworden, zusätzlich führt Desiree Müller auch noch die Ladies‘ Cup-Wertung der NLS an. Ich muß schmunzeln. Sollte sie den Cup am Ende der Saison gewinnen, wäre das eine Sache, wo Stulle wieder sein Bart opfern könnte. Wer weiß.

Während das Team mit Feiern und Abbauen beschäftigt ist, versuche ich meine Eindrücke zu ordnen und hoffe, so viele gesammelt zu haben wie Fotos. Ein wenig bin ich schon jetzt mit mir zufrieden, die Hitzeschlacht am Ring miterlebt und fotografisch festgehalten zu haben. Es muss für zwei Monate reichen.

Zwei verdammt lange Monate Sommerpause.

 

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