Es hätte fast schon was wie Routine aufkommen können. Aufwachen, fertigmachen, Fotorucksack schultern und ab zum Ring. Wie häufig habe ich das schon gemacht? Hab aufgehört zu zählen. Fast genau wie letztes mal mit Bon Jovi als Musik für unterwegs und dem Stopp am Rasthof Ville für Frühstück und Kaffee. Es fühlt sich wie gewohnt an. Nachdem ich erkältungsbedingt den zweiten NLS-Lauf verpasst habe, freue ich mich umso mehr auf das Wiedersehen mit EiFelkind Racing.

Und hier endet die Routine. Zum ersten mal in dieser Saison startet EiFelkind mit zwei Autos. Der beim ersten Lauf im Qualifying verunfallte Cup-BMW wurde wiederaufgebaut und feiert heute Premiere. Für mich auch, auf der Strecke werde ich auf zwei Autos aufpassen müssen und mir Mühe geben, gute Bilder zu erwischen. Diese Gedanken kreisen durch mein Kopf, während ich es auf der fast leeren A1 fliegen lasse und an meinem Kaffee nippe. Die Vorfreude wird umso größer, umso näher der Ring rückt. Es kann mir nicht schnell genug gehen.

Das Wetter ist locker-flockig bewölkt, als ich ankomme. Schön und im Kontrast zu der Vorhersage von gestern abend, daß es regnen sollte. Ich frage mich, was Daniel, der Reifenmann von EiFelkind jetzt macht. Slicks? Regenreifen? Ich kenne das unberechenbare Wetter in der Eifel und wünsche mir trotzdem, das schöne Wetter möge anhalten.

Dank Uwe brauche ich kein Ticket zu kaufen, so gehe ich direkt ins Fahrerlager. Box 13. Wieder werde ich beim Namen begrüßt, als ich ankomme, im Teamzelt gibt es Kaffee und in der Box belegte Brötchen. Daran könnte ich mich glatt gewöhnen. Fast schon Routine, und doch fühlt es sich jedesmal aufs Neue schön an, willkommen gehießen zu werden. Ich unterhalte mich kurz mit Uwe, dann packe ich die Kamera aus. Zeit für Fotos. Mittlerweile bin ich geübt und weiß, wo und wie die besten Motive zu finden ist. Die Speicherkarte füllt sich mit Bildern des Teamlebens. Es gibt auch einen Grund zur Freude – das eine Auto ist startet von der Pole in seiner Klasse. Ich unterhalte mich kurz mit Benno, einem der Piloten. Zu meiner angenehmen Überraschung spricht er mit mir, als hätte ich schon immer zum Team gehört.

Dieses Gefühl verleiht mir fast Flügel und inspiriert mich zu mehr Fotos. Moment für Moment halte ich mit der Kamera fest. Mittlerweile sind die Boxen offen und voll mit Zuschauern. In anderen Zeiten hätte ich ein ausgiebiges Pit- und Gridwalk gemacht, heute nicht. Ich bleibe bei den EiFelkindern. Unterhalte mich mit den Fahrern. Mache Bilder im Teamzelt, als sich die Fahrer zum Fachsimpeln zusammengesetzt haben und noch viele weitere mehr.

Langsam wird es Zeit, die Autos in die Startaufstellung zu fahren. Ich halte den Rollout fest, bevor es zur Startposition geht. Noch mehr Motive. Ich drücke auf den Auslöser. Klick, klick, klick. Währenddessen postet Benno ein Paar Handy-Schnappschüsse auf sein Instagram-Profil. Der Start rückt immer näher und trotzdem ist er die Ruhe selbst und hat sogar die Muße, sich mit dem Team und mir über Musik zu unterhalten. Seiner Musikwahl zu der Instagram-Story, die er gerade erstellt, nach, mag er Hip Hop. Das sind neue Details, die ihr übriges tun, um mir ein Stück mehr Teamzugehörigkeit zu suggerieren.

Die Grid Marshals kommen mit dem „10 Minuten“-Schild. Zeit, die Startaufstellung zu verlassen. Ich wünsche den Fahrern viel Glück im Rennen und verabschiede mich. Es wird Zeit, mich auf Fotoposition an der Strecke zu begeben und „dank“ der überfüllten Parkplätze heute habe ich ein gutes Stück zu laufen. Macht nichts. Am Auto angekommen, muss ich wieder an Benno denken, so wechsle ich die Musik und höre Naugty by Nature auf der kurzen Fahrt zum Brünnchen.

Die nächsten zwei Stunden werden wieder fast zur Routine. Eschbach. Wippermann. Hedwigshöhe. Hocheichen. Mitziehen, draufhalten, auf den Auslöser drücken. Haufenweise Ausschuß, doch, wie immer, auch gute Bilder dabei. An jeder Fotoposition halte ich besonders Ausschau nach den Eifelkind-Papageien. Und sie kommen. Beide noch im Rennen, fliegen sie an meinem Kamera-Auge vorbei. Ich hoffe, gute Bilder von ihnen zu erwischen.

Nach Hocheichen wäre normalerweise meine Fotojagd beendet. Nicht heute. Ich breche mit der Routine, fahre zurück zur Grand-Prix-Strecke und beziehe Stellung an der Bilstein-Tribüne. Ein Paar Hundert Fotos später will ich immer noch nicht nach Hause. Gehe zurück ins Fahrerlager. Wie es der Glück so will, treffe ich Uwe vor der Box und werde eingeladen, mit in die Box zu kommen. Ich lasse mich nicht zweimal bitten. Beiläufig erfahre ich, daß das eine Auto auf P3, das andere auf P4 in der jeweiligen Klasse liegt. Gute Nachrichten. Ich freue mich.

Es ist eine ganz neue Welt, während des Rennens in die Box zu dürfen. Es bieten sich mir Motive an, für die ich bisher keine Möglichkeit hatte. Die letzten 20 Minuten des Rennens sind angebrochen und das ganze Team schaut gespannt auf den Zeitnahme-Monitor und den Telemetrie-Daten der beiden Autos. Jetzt darf nichts passieren. Wieder drücke ich auf den Auslöser und hoffe, diese Momente gebührend eingefangen zu haben.

Letzte Runde. Auf einmal wird es bange in der Box. Ich höre nur „Getriebeschaden“. Mist. Wieso muss sowas ausgerechnet dem nettesten Team der Welt passieren. Ich fühle mich ein wenig geknickt, bis Uwe mir erklärt, daß das Auto mit dem kaputten Getriebe eine Runde Vorsprung auf den nächstplatzierten hat. Phillip, der Fahrer, muss es jetzt nur noch heile über die Nordschleife ins Ziel bringen. Hoffentlich.

Es geschehen noch Zeichen und Wunder und Phillip bringt das lädierte Auto auf P3 ins Ziel. Ich laufe mit Uwe zum Parc fermé. So lange bin ich noch nie bei einem NLS-Rennen geblieben, aber es lohnt sich. Ich fotografiere noch Uwe und Phillip beim Fachsimpeln. Währenddessen in der Box abgebaut, so ist sie fast leer, als wir wieder dorthin ankommen. Ich mache noch ein Paar letzte Bilder. Währenddessen fragt mich Dominics Freundin, ob ich beim 24h-Rennen wieder dabei bin. Wie kann ich anders antworten als zuzusagen?

Es wird Zeit, nach Hause zu fahren. Ich verabschiede mich von allen, die noch da sind und mache mich auf dem Weg nach Hause. Dabei kreist ein Gedanke durch meinen Kopf. Wie viele male bin ich schon zum Ring gefahren und habe ein NLS-Rennen in Bildern festgehalten? Kann sowas zur Gewohnheit werden? Zur Routine?

Die Antwort, die ich für mich finde, ist ein klares „nein“. Wenn man Freunde hat, die einen willkommen heißen und sich freuen, einen wiederzusehen, kann keine Rede von Routine sein.

Und sei es das hundertste mal.

P.S. Die Bilder gibt es hier.

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