Samstag. Sogenannter Hintergrunddienst. Eigentlich. In real 13 Stunden Maloche und 11 Stunden Bereitschaft obendrauf. Im Vorfeld Überstunden noch und nöcher. Bin so kaputt, dass ich eigentlich nur drei Tage am Stück schlafen möchte. Und trotzdem eine besonderer Tag.

Es ist die Premiere der Rennzeit-Dokumentation von Blickfang Filmproduktion. Als das Video auf YouTube online geht, bin ich noch voll bei der Arbeit und könnte mir in den Arsch beißen, diesen Dienst übernommen zu haben. Ich nehme mir vor, es zuhause zu schauen, als eine Art Belohnung. Als ich endlich zuhause ankomme, macht mir die Müdigkeit einen Strich durch die Rechnung. Ich lege mich für eine Weile hin, bis ich einigermaßen wieder frisch bin. Dann aber. Rechner an und los geht’s.

Im Nachhinein erweist sich die Entscheidung als goldrichtig. Es ist einfach schöner auf einem richtigen Monitor und mit richtigem Sound. Auf dem Bildschirm wechseln sich ganz gut bekannte und liebgewonnene Gesichter ab. Zigmal habe ich sie abgelichtet, aber insgesamt wenig gesprochen. Wie meine Art ist. Manchmal frage ich mich, ob ich mich nicht hinter der Kamera verstecke. Es könnte tatsächlich was dran sein.

Die Doku läuft und ich erfahre so vieles, was ich bisher nicht wusste. Ich schaue aufmerksam zu. Von Videoproduktion habe ich herzlich wenig Ahnung, doch der Schnitt kommt mir wirklich gelungen vor. Die verwackelten Handheld-Shots aus Zandvoort passen wie die Faust aufs Auge. Nicht das Werk eines Amateurs, sondern ein gezielt eingesetztes Stilmittel. Alle Achtung! Hier und da sehe ich etliche von meinen Fotos reinmontiert. Insgeheim fühle ich ein Bisschen Stolz. Eigentlich kann ich damit nichts anfangen, doch für mich ist es ein wenig der Hinweis, das die Bilder mehr als Standards sind. Nicht unbedingt die Fotos mit „WOW“-Effekt, doch gelungene und authentische Schnappschüsse aus dem Teamleben und mehr als ein 08/15-Knipsbild.

Ich lausche den Interviews. Uwe, Christian, Dennis, Veronika, Julia, Desiree, Daniel, die Müllers, Philipp Romboy und so viele mehr. Ihre Geschichten. Es kommt alles authentisch rüber. Genau, wie ich sie kennengelernt habe. Kein Kitsch, nichts ausgeschmücktes, keine Schminke. Meine Gedanken schweifen dabei ab zu dem Mai-Wochenende vor fast einem Jahr, als ich EiFelkind beim allerersten 24h-Rennen begleiten durfte. Als der Abspann läuft und ich wieder das Foto vom jubelnden Uwe vor der Box sehe, kochen auf einmal die Emotionen von damals hoch. Mit der Kamera im Anschlag und auf der Suche nach dem besten Motiv, während mein Herz Achterbahn fuhr.

Insgeheim beschleicht mich der Gedanke, daß sich Robert Capa wahrscheinlich genauso gefühlt haben muß, als er am D-Day mit der Kamera in der Hand hinter der Easy Company vom Landungsboot gesprungen ist. Es gibt Momente, die nur einmal im Leben kommen, wenn alle Emotionen zusammenlaufen, wenn es „jetzt oder nie, das kommt nie wieder“ heißt. Anmaßend? Vielleicht. Der Ring ist kein Schlachtfeld und das 24h-Rennen kein Krieg. Im Vergleich zu Capa bin ich nur ein kleiner Knipser, doch das erste mal kommt eben nur einmal im Leben. Letztes Jahr war irgendwie mein persönlicher D-Day.

Die Emotionen haben mich fest im Griff. Damals, kurz nach dem Zieleinlauf, als der erste Jubel verebbt war, wollte ich mich nur im Teamzelt setzen und heulen. Jetzt geht es mir genauso und es ist nicht nur die Müdigkeit, die mich so fühlen lässt. Es ist der Film. Auch wenn er, genauso wie meine Fotos, die Vergangenheit festgehalten hat, verheißt er die Zukunft. Die Rennzeit-Dokumentation ist noch lange nicht zu Ende. Genau wie die Geschichte von EiFelkind. Schon übermorgen geht es wieder los. Ich bin wieder dabei.

In dem Moment schaue ich mit einem Auge in die Vergangenheit und die Fortsetzung des Films und mit dem anderen in die Zukunft. Ich freue mich auf beides.

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