Zum Ende des Sommers

Familiäre Notfälle und alles, was einem dazwischen kommen kann, kam mir diesmal dazwischen, daher fühlte sich das Aufbrechen zum Ring eher wie eine schlecht getarnte Flucht. Wenigstens habe ich nichts vergessen, auch wenn ich nur Zeit hatte, ein einziges Akku aufzuladen. 12h-Rennen stand auf dem Programm, eine Premiere, nicht nur für die NLS, sondern auch für mich.

Der Sommer ging langsam zu Ende, so hatte fast auf der gesamten Fahrt zum Ring regen. Erst am Ring klarte das Wetter einigermaßen auf. Ein Zeichen?

Gemessen an der schlehcten Vorbereitung war ich einigermaßen pünktlich, so daß ich genug Zeit hatte, eine Karte zu kaufen und die Box noch vor Beginn der Autogrammstunde (auch eine NLS-Premiere) zu erreichen. Aus den Kommentaren bei Facebook wußte ich, in welcher Box EiFelkind Racing untergekommen war.

Ja, EiFelkind. Mit eins der Hauptgründe, wieso ich mir überhaupt an diesem verregneten Samstag die Reise zum Ring angetan habe. Die Truppe um die Familie Wendland ist mir in den letzten Monaten richtig ans Herz gewachsen. Da bin ich mir sicher, egal, was kommen mag, dort bin ich willkommen. Auch wenn ich außer Uwe nur wenige mit Namen kenne, werde ich jedesmal begrüßt, als gehöre ich zum Inventar. Da wird der Ring glatt zu einem Stück Heimat.

Autogrammstunde hat schon angefangen, so gehe ich durch die Box und suche Uwe auf. Nach einer kurzen Begrüßung fühle ich mich wie zuhause. Es tut gut, besonders nach der langen NLS-Sommerpause. Ich erkenne bekannte Gesichter, auch wenn ich zu meiner Scham zugeben muß, außer der Familie Wendland, Daniel und Kevin, kaum jemanden mit Namen zu kennen. Es fühlt sich trotzdem alles familiär an.

Leider kann ich mich mit nichts anderes bedanken, außer mit Bildern. So packe ich die Kamera aus und versuche, soviel wie möglich vom Teamleben einzufangen. Es mag einem einfach vorkommen, leicht ist es aber nicht. Einer meiner fotografischen Vorbilder ist James Nachtwey, und am Meisten bewundere ich an ihm, wie seine Fotos immer mitten im Geschehen sind, aber nie aufdringlich wirken. Ich hoffe, es gelingt mir, während ich immer wieder auf dem Auslöser drücke. Ich hoffe, niemand fühlt sich dadurch gestört. Ich will kein Paparazzo sein.

Dieser Gedanke ist schnell verflogen, als die Autogrammstunde fast zu Ende ist, Uwe ins Teamzelt geht und mich einlädt. Ich folge ihm, die Kamera im Anschlag. Plötzlich werde ich gebeten, ein Gruppenbild zu machen. Ja, ich werde darum gebeten. Also doch kein Paparazzo. Ich mache das Bild und bin mir sicher, daß es ein gutes geworden ist. Zur Belohnung gönne ich mir einen Kaffee. Tut gut, bei dem ungemütlichen Wetter. Man merkt, daß der Sommer zu Ende geht. In Gedanken schweife ich in die in nicht allzu langer Zeit bevorstehende Winterpause. Vielleicht werde ich mir im Winter lange meine Fotos anschauen und mich auf die nächste Saison und auf das Wiedersehen mit den EiFelkindern freuen. Das animiert mich nur noch, mehr Fotos zu machen und die schönen Augenblicke einzufangen.

Langsam wird es Zeit für die Startaufstellung. Ich schlendere durch die Boxengasse und mache eher ziellos Bilder von einigen der anderen Teams, doch immer wieder schweifen meine Gedanken zurück zu den EiFelkindern. Ich gehe zurück zu Box 14 und fotografiere das Auto beim Rollout.

Wenig später mache ich mich mit Christian auf dem Weg zur Startposition. Startgruppe drei, es heißt, fast zu T13 zu Fuß. Macht mir nichts aus. Am Auto angekommen, geht es weiter mit Bilder machen, während eine Diskussion entsteht, ob man auf Slicks oder Regenreifen startet. Die Entscheidung fällt zugunsten von Slicks aus, Reifenwechsel ist angesagt. Ich halte alles in Bildern fest und hoffe, die Entscheidung ist die richtige gewesen.

Der Start rückt immer näher, so verabschiede ich mich, gehe zur Bilstein-Tribüne und habe gerade noch Zeit, Kamera und Stativ aufzubauen, bevor das Rennen losgeht. Während ich fotografisch in den gewöhnten Serienfeuer-Modus schalte, lausche ich dem Streckensprecher. Hier und da an der Nordschleife soll es heftig regnen. Ich hoffe, das Team hat sich nicht verkalkuliert mit den Slicks. Naja, das Rennen ist noch lang. Während die Autos vor meiner Linse vorbeirauschen, halte ich nach dem bunten EiFelkind-BMW Ausschau. Da kommt er! Ich hoffe, ein gutes Bild von ihm erwischt zu haben. Schnell schaue ich die Bilder durch, und tatsächlich ist eins dabei. Ich weiß nicht wieso, aber auf dieses Bild freue ich mich mehr als auf die anderen gelungenen.

Nach ein Paar Runden packe ich ein und fahre zum Brünnchen. Die Fotoschächte am Brünnchen und Eschbach sind besetzt, so wandere ich zur Hedwigshöhe, und wieder halte ich nach dem EiFelkind-Auto Ausschau. Wieder kommt er mir vor die Linse, und wieder ist ein gutes Bild dabei. Von mir aus könnte es glatt so weitergehen.

Leider durchkreuzt der Regen meine Pläne, so packe ich ein und mache mich auf dem Weg nach Hause. Mistwetter. Eigentlich wollte ich zum Karussel wandern, daraus wird aber nichts. Die Tage mögen noch warm sein, aber in der Eifel ist es eindeutig schon Herbst.

Viel später, als ich zuhause im Trockenen bin, erfahre ich aus Uwes Posting bei Facebook, daß man auf P1 in der Klasse ist, doch ein Getriebwechsel steht an, der zwei Strafrunden nach sich zieht. Mist.

Am nächsten Tag denke ich die ganze Zeit auf dem Weg zum Ring, ob es mit dem Getriebewechsel geklappt hat und wie weit die Strafrunden das Team zurückwerfen. Ich hoffe das Beste. Spiele kurz mit dem Gedanken, Uwe anzurufen und nachzufragen, lasse es aber lieber sein. Er wird schon beschäftigt sein. Ich belasse es dabei, möglichst gute Bilder von EiFelkind-BMW zu machen.

Die Regenwolken haben sich verzogen, so ist es ein schöner, sonniger Herbsttag, als ich am Fotoschacht am Hocheichen Stellung beziehe und mir angesichts der prekären Lichtsituation lieber Wolken wünsche. Ich hoffe, bei den Fotos wird später was herauszuholen sein mit Bearbeitung. Nach ein Paar Runden bin ich mit der Position durch und beschließe spontan, es am Adenauer Forst zu versuchen. Premiere für mich.

Nach kurzem Herumkurven in Adenau finde ich den richtigen Parkplatz und mache mich an den ellenlangen Aufstieg, der mich fast fertig macht. Da oben angekommen, belohnt mich das Wetter mit ein Paar Wolken, die für eine viel angenehmere Lichtsituation sorgen. An der Location bin ich zum ersten mal, so heißt es, ein wenig zu experimentieren. Die erste oder die zweite Kurve als Position für die Fotos nehmen? Ich versuche beides. Zuhause wird sich zeigen, was besser aussieht. Eine Ausnahme mache ich für das EiFelkind-Auto, was ich mit Dauerfeuer durch die gesamte Schikane begleite. Je mehr Bilder man macht, desto höher die Chance, ein gutes zu erwischen.

Währenddessen verziehen sich die Wolken und die Lichtsituation wird genauso suboptimal wie am Hocheichen. Von mir aus, ich habe genug Bilder gemacht und so überlasse ich den Fotoschacht den inzwischen hinzugekommenen Fotografen. Es gibt Situationen, da ist man besser beraten, nicht auf den Auslöser zu drücken. Zum Ausklang des Tages gönne ich mir eine Pizza bei Piazza Aviano in Adenau, bevor ich mich auf dem Weg nach Hause mache.

Bin gehörig müde, als ich zuhause ankomme, trotzdem finde ich keine Ruhe. Es geht ans Bilder schauen, Ausschuß löschen und den Rest bearbeiten. Es zieht sich in die Länge. 3000+ Bilder, von denen 342 übrig bleiben. Und wieder komme ich auf EiFelkind zurück. Bei den Rennaction-Bildern halte ich immer wieder Ausschauß, ob die Bilder vom EiFelkind-BMW gut geworden sind und freue mich wie ein Kleinkind darüber, von jeder Serie mindestens ein gutes erwischt zu haben. Bei den Boxengassen-Bildern lösche ich alle nicht-EiFelkind-Bilder. Es fällt mir leicht und es fühlt sich irgendwie richtig so. Ich kann es mir nicht erklären, normalerweise lösche ich keine guten Bilder, aber heute bin ich in anderer Laune.

Während ich mit dem ganzen beschäftigt bin, werden die Rennergebnisse auf Facebook gepostet. Mit Staunen erfahre ich, daß EiFelkind den Klassensieg eingefahren hat. Sofort gratuliere ich Uwe per Messenger. Ich kann es nicht glauben, und das nach dem Getriebewechsel. Das gibt mir zusätzlich Kraft, bis spät in die Nacht die Bilder noch fertigzumachen. Ich bin mir sicher, Uwe und das Team würden sich darüber freuen.

Und ich freue mich erst recht. Nicht nur auf die guten Bilder und das Wiedersehen, sondern auch auf dem Herbst. Die Saison ist noch lange nicht zu Ende, es stehen noch Rennen an.

Das heißt auch Wiedersehen mit EiFelkind Racing. Das tollste Team der Welt.

P.S. Eine Bilderauswahl findet sich hier.

 

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